wir sitzen alle in einem boot. stell dir vor, wir sind alle gäste auf der havarierten titanic und immer mehr von uns gästen wird klar, dass die titanic untergehen wird. wie verhalten wir uns dann?
die schiffsführung diskutiert hitzig, ob man den kapitän auswechseln sollte und der rest streitet um höhere posten, mehr macht und gehaltserhöhungen.
ansonsten geht auf dem katastrophal beschädigten schiff alles so weiter, als ob nichts geschehen wäre. die mechaniker unter deck sorgen für die stromversorgung. in der küche beraten die köche die speisekarten für die kommenden jahre und mischen weiterhin den schiffsmüll unter die mahlzeiten für die gäste. das servicepersonal bedient für einen mindestlohn die gäste und freut sich über jedes trinkgeld und in den vielen luxusgeschäften an bord sorgt der konsumwahn der gäste für rekordumsätze. konsumiert wird alles, was kein mensch mehr brauchen kann.
einige experten unter den gästen erklären, dass das schiff viel zu schnell unterwegs war und nur auf sicht gesteuert wurde. das unglück war also unvermeidbar. es bilden sich unterschiedliche parteien. einige gruppen wollen die wahrheit über den zustand des schiffes verschweigen um eine panik zu verhindern. panik könnte die preise an bord verteuern, den geschäftsleuten schaden und vielleicht arbeitsplätze kosten. eine andere gruppe diskutiert, wie man den untergang des schiffes doch noch verhindern könnte und eine kleine gruppe bestreitet die gefahr eines untergangs, weil doch die titanic als unsinkbar gilt. viele fragen sich auch, ob die lebensmittel an bord für alle ausreichen werden und sie überlegen, wie man die zahl der gäste reduzieren könnte. viele könnten sich den aufenthalt auf der titanic doch gar nicht leisten.
im bordkasino wird weiterhin um viel geld gespielt, im salon schliessen geschäftsleute ihre millionendeals ab. einige der reichsten gäste an bord haben sich vorsichtshalber, auf geschickt unauffällige weise und gegen ein kleines vermögen, die wenigen rettungboote gesichert. sie wollen rechtzeitig und unbemerkt das sinkende schiff verlassen. die bestochenen sind jetzt alle reich, haben aber keine rettungsboote mehr.
es sind erstaunlich wenig gäste, die über den zustand des schiffes besorgt sind. ein grosser teil der gäste zeigt wenig interesse am drohenden untergang und einige gäste feiern ausgelassen eine grosse party. sie wollen bewusst die letzten minuten einfach nur glücklich sein, denn dafür haben sie schliesslich bezahlt, und die musiker wollen musizieren bis die party zu ende ist, das haben sie immer so gemacht. warum glauben menschen nicht was sie sehen, sondern sehen nur was sie glauben?
Und dann war da noch mein Lieblingsplatz auf dem sinkenden Schiff, die Kapelle. Hier geht es nicht mehr darum zu retten, sondern nur noch darum, seinen Job im Sinne der Menschlichkeit zu tun. Keine Ahnung, ob dieses Bild, wie es im Film gezeigt wurde, auch nur ansatzweise der damaligen Wirklichkeit entsprach.. ein passendes Bild ist es alle Mal. Nicht versuchen zu retten, was verloren ist, sondern die Menschlichkeit und Kultur auch im Untergang zu wahren.
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Ausgerechnet heute, wo sich das schwere Schiffsunglück auf der Donau bei Budapest ereignet hat: Zufall?
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Ein sehr passendes Gleichnis!
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