nüchtern geht die welt zugrunde

in der silvesternacht trank ich meine letzte flasche wodka, seitdem bin ich freiwillig „trocken“, weil ich mich wieder mal zu fett fühle. nun kann ich aber nicht mehr mein hirn abschalten oder betäuben. jeden tag wird mir bewusst gemacht, wie wir alle mit genuss unseren planeten zerstören. nüchtern kann ich das kaum aushalten. ich werde wütend.

einige von euch werden bemerkt haben, dass ich ihr blog im letzten monat viel häufiger besucht habe als sonst. auch postete ich im januar viel mehr beiträge. nüchtern muss ich mich ablenken und irgendwie muss meine wut auch platz bekommen. alkohol ist seit neujahr nicht mehr im haus und ich bin gespannt, wie lange ich mich noch freiwillig quäle, denn meine masochistische veranlagung kennt auch grenzen.

den spiegel im bad habe ich gestern abgehängt, weil ich nüchtern meine missmutige fresse und ständige depressive anwesenheit nicht mehr ertragen kann. mein leben ist nur noch eine illusion, hervorgerufen durch alkoholmangel. ich kotze nur noch wut.

„ich bin geno“ – selbst gezeichnet – bleistiftzeichnung auf papier – 22 x 40 cm
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25 Gedanken zu „nüchtern geht die welt zugrunde

  1. Hallo Geno,
    ich weiß gar nicht wie ich es ausdrücken soll. Durch das Lesen deines blogs habe ich mittlerweile ein Bild von dir.
    Das du sehr sensibel bist, davon bin ich ausgegangen. Das du an den vielen, vielen, viel zu vielen skandalösen Missständen, ausgelöst durch uns Menschen, auf unserer Erde zerbrichst, habe ich nicht geahnt.
    Nicht, dass ich das nicht nachvollziehen kann, aber siehe dir Fauna und Flora an und auch bei den Menschen gibt positive Beispiele, die einen an das Gute glauben lassen und das Leben lebenswert machen.
    Dieses Ungleichgewicht dürfen wir nicht zulassen, die guten Menschen gehen seelisch kaputt weil es soviele schlechte A-löcher gibt.
    Pranger weiter an, lasse es raus aber finde einen oder mehrere erfreulichen Dinge für dich, die dir die Lebensfreude wieder geben.
    Betäube deinen Frust nicht durch Alkohol. Wenn du pausieren kannst weil du dich zu dick findest, dann sollte der gesundheitliche Aspekt doch auch für dich zählen.
    Mach dich auf die Suche nach den schönen Dingen über die in unseren Medien leider nicht so häufig berichtet wird.
    Mache es für dich, für alle die dich brauchen und dich mögen und um das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse auf dieser Erde herzustellen.
    Fühle dich umarmt
    Elke

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  2. ihr lieben ❤ ❤ ❤ ,
    jetzt fühle ich mich richtig krank. ein alkoholiker ist krank und süchtig. ich zähle mich aber zu den trinkern oder säufern und bin niemals "richtig" betrunken (das mag mein hunderudel nicht). regelmässig verbringe ich zeiten ohne alkohol (oft weil ich abnehmen will) und stelle fest, dass ich niemals körperliche entzugserscheinungen habe und mir die zeit ohne alkohol keinerlei probleme bereitet. alkohol wirkt bei mir (eingebildet) schmerzlindernd (placebo-effekt) und hilft trotzdem.

    macht euch bitte keine sorgen, der alkohol bestimmt nicht mein leben, sondern ich bestimme noch immer den alkohol. ganz vielen dank für eure kommentare, alles wird gut.

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      • Ich finde es toll, daß du sagst, was du denkst und fühlst. Hör nie auf damit!
        Zu den „heiklen“ Themen, wie auch der Alkohol eines ist, wird sowieso zuviel geschwiegen. Aber auch dieses Thema ist enorm wichtig und es ist mutig, darüber zu sprechen. Mich freut, daß dein Hunderudel nicht mag, daß du einen richtigen, bösen Rausch hast🙂 Tiere sind so klug, große Heiler und Psychologen❤️
        Es ist beruhigend, daß du dein Leben nicht vom Alkohol bestimmen läßt.

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  3. Ich ziehe den Hut vor Dir und wünsche Dir, dass Du durchhalten kannst. Wut, Resignation, Verzweiflung – können viele Deiner Leser gut verstehen, dann noch die auch in Spanien sicher dunklere und kalte Jahreszeit (ist Deine Bude diesen Winter warm? Letzen Winter hast Du doch erbärmlich gefroren)! Dass Alkohol scheisse (besonders für die Angehörigen) und keine Lösung ist, weißt Du selbst, aber Sucht und Vernunft sind ja verschiedene Paar Schuhe. Alles Gute Dir!!!

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  4. Die Wut kann ich verstehen, ich erfahre sie als Resultat der Hilflosigkeit und dann wandelt sie sich in Trauer, weil es anscheinend nicht anders geht, so wie die Menschen geschaffen sind. Menschen sind nicht in der Lage friedlich miteinander zu leben; sie schaffen es ja nicht einmal innerhalb ihrer eigenen Familie!

    Ein Teil der Wut kommt sicher auch vom Entzug. Wir haben das sogar beim Zuckerentzug gehabt. Bei deinem Konsum wird das sicherlich nicht leicht, aber halte durch, nichts wird besser, nur weil du dich zu Tode trinkst.

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  5. Oh, nicht gut. Das macht einem Sorge. So schwer es eine auch fällt. Man muss manchmal den Blick von der ekelerregenden Verhaltensweise der Gesellschaft abwenden um auch für sich was nettes zu betrachten. Ich mache das auch oft so, wenn ich mich lange mit einem Thema beschäftigt habe das einen wütend macht, dann wende ich mich eine Zeit lang den schönen Dingen zu. Mit schönen Dingen meine ich dann eben nicht die Wein- oder Schnapsflasche. Die Menschen werden sich irgendwann selbst erledigt haben. Die Natur findet ihren Weg… ganz sicher

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  6. Erstmal finde ich es toll, daß du vom Alk die Finger läßt! Bitte, bleib‘ stark, die Welt muß sich auch nüchtern ertragen lassen und ja, es ist beschissen. Es ist sogar oft ganz unerträglich hier auf dieser Erde, wenn man sieht, wie alles zugrunde geht. Ich meide auch die Menschen, so gut ich kann. Aber es bringt nix, im Suff die Welt zu betrachten, sie ist ja deshalb auch nicht besser. Bleib‘ nüchtern und du hast die power, was Gutes für die Erde zu tun, z. B. anständig wütend zu werden, die Tiere zu verteidigen, Briefe an die Regierungssippschaft zu schreiben und total unbequem zu sein! Ich bin ein Mensch, dessen Kindheit durch einen alkoholsüchtigen Vater sehr schwierig war. Der Papa war ein so guter Mensch, sensibel und ehrhaft, so wie du. Alkoholiker sind meist sehr gute, empathische Menschen. Jedoch wenn er getrunken hat, wurde er zu einem anderen. Ich hatte als kleines Kind erbärmlich Angst vor seiner großen schwarzen Pistole, mit der er im Suff rumfuchtelte und ich lief und versteckte mich. Vor 17 Jahren hat sich der Papa selbst mit dieser Pistole in den Kopf geschossen. Er hätte es nicht getan, glaube ich, wenn er zu dieser Stunde nüchtern gewesen wäre. Alles, das Leben mit ihm, sein Tod, die blöden Gesichter von unserem 100-Einwohner-Dorf, der Zusammenbruch von Mama und Schwester, alles schwer und grausam. Deshalb, glaub‘ mir, laß weiterhin den Alk stehen, häng deinen Spiegel wieder auf, guck rein und sei stolz!

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    • Bei uns war es ähnlich, nur vorzog mein Vater Messer. Zum Glück gab er den Alkohol irgendwann auf, weil meine Mutter damit drohte, ihn nun endgültig zu verlassen.
      Deshalb bin ich generell nicht gut auf Alkohol zu sprechen. Wenn aber jemand vor sich hin süffelt, ohne andere Leute anzugreifen und zu schlagen, dann ist das seine Sache.

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      • Das ist schlimm für ein Kind, da haben wir einiges durchgemacht, gell. Bei uns half auch die Drohung von Scheidung nicht, auch ein Entzug schlug fehl.
        Ja, es ist jedem seine eigene Sache, wie er sein Leben verbringt. Sind aber Familien mitbetroffen, wird auch deren Leben zur Angst vor jeder neuen Entgleisung.

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        • Mein Vater war kein Alkoholiker im „normalen“ Sinne, er musste nicht trinken. Aber wenn er erst einmal ein Glas intus hatte, dann konnte er nicht mehr aufhören, und dann wurde er gemeingefährlich. Und praktischerweise konnte er sich am nächsten Tag an gaaaar nichts erinnern.

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          • Wenn die Mama dem Papa eine riesige Standpauke hielt, dann schaffte er es ein paar Tage, nichts zu trinken. Aber kaum haben sich die Wogen geglättet, ging’s wieder los mit der Trinkerei. Ich weiß nicht, wie es bei dir war, aber als ich älter wurde, empfand ich so viel Mitleid mit Papa, er kam aus dem Ganzen nicht raus und er war ein so sensibler, guter Mensch. Er war stolz auf uns, seine Töchter. Er liebte seine Enkelkinder über alles und trotzdem entkam er der Sucht nicht. Wir unternahmen alles, was möglich war und es war sehr kräftezehrend.

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            • Für mich bedeutete es Angst zu haben. Normalerweise schlug er „nur“ meine Mutter, aber als mein Bruder 17 war wollte er auch mit ihm was anfangen. Da stellte meine Mutter sich dann dazwischen und bezog Prügel. Währenddessen war ich in meinem Zimmer und schlotterte vor Angst. Das letzte Mal als das passierte lief ich aus dem Haus auf die Strasse. Es war einfach nicht mehr auszuhalten. Das war das erste und letzte Mal, dass mein Vater von der Polizei abgeholt wurde. Danach hat er das nie wieder gemacht.
              Richtig kennengelernt habe ich ihn erst etwas später. Aber das war dann gut so.

              Alles in allem kamen diese „Auftritte“ zwei- bis dreimal im Jahr vor, meisten nach Firmenpartys.

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              • Ach mei, sie ist schlimm, diese Angst eines Kindes. Ich kenn das eben auch, als ich noch recht klein war. Papa hätte zwar nie zugeschlagen, aber ich hatte eine Scheiß-Angst vor dieser riesigen, schwarzen Pistole. Heute weiß ich, mein Papa war hochgradig depressiv, aber früher kannte keiner eine Depression. Man war für die anderen dann: „der spinnt wieder“ oder „bei dem läuft ein Rädchen verkehrt“.

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  7. Stimm schon Geno, irgendwo muss man mit seiner Wut hin, aber Alk ist auch keine Lösung. Glaube mir, damit schadest du dir nur selber. Denke an deine liebenswerten Vierbeiner, sie brauchen dich! Die Menschen werden leider immer schlimmer! Also lass es hier raus, auch wenn es nicht viel ändern wird.

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  8. Lieber Geno,
    ich denke, nüchtern betrachtet, war da ziemlich viel undurchdringbares in Deinem Kopf, sonst würdest Du nicht so wütend über Deinen scheinbaren Verlust “ Alkohol“ schreiben.
    Vielleicht bist Du gar nicht – wütend -, sondern einfach – ohnmächtig -, dieser selbst auferlegten Situation gegen über.
    Vielleicht kannst Du in Dir nachforschen, wie ehrlich Du es mit Dir gemeint hast, – aufzuhören -.
    Es ist eine Willensentscheidung mit Konsequenzen, kein Spiel und keine Launenhaftigkeit.
    Du kannst es schaffen, von Stunde zur Stunde, von Tag zu Tag, von Woche zu Woche. Du bist nicht der Erste der es schaffen kann aber Du bist mit Dir allein im Entgiften. Es liegt an Dir, wann Du wieder in den Spiegel schaust und ein positives Gesicht Dich begrüßt. Wunder Dich nicht, das bist Du.
    L.G. Hilde

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  9. Gut das Du den Alk stehen lässt. Ich bin selbst trockener Alkoholiker und habe damit viel kaputt gemacht gesundheitlich und auch so. 4 Jahre bin ich trocken, ein kurzer Rückfall zwischendurch. Wenn ich anfange zu trinken bin ich 2 Wochen später in der Klinik, kriege Krampfanfälle beim Entzug…nie wieder bitte!
    Wie ich das jetzt schaffe? Ich bin oft genauso wütend wie Du und werde mit Cannabis behandelt. Das hält mich vom Saufen ab. Außerdem lasse ich weniger von Außen an mich heran. Das ist Selbstschutz. Dann suche ich mir Tätigkeiten, die mich erfüllen. Gartenarbeit, töpfern…
    Ich wünsche Dir alles Gute und dass Du deine Wut beherrschen kannst!

    LG Wolle

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