ursprünglich veröffentlicht auf woldcitizen: Ein Utensil, wie zum Beispiel ein Wecker, war mir schon immer verhasst. Meine Mutter hatte einen und zeitweise auch ich, jedes Mal wenn er mich aus dem tiefsten Schlaf riss, versetzte er mich in einen Zustand der Panic, so entsorgte ich ihn ganz leise und versuchte mich dazu zu bringen mit dem Gedanken an die Weckzeit einzuschlafen und nach geraumer Zeit funktionierte das, eine Art von Selbsthypnose. Jetzt im Seniorenalter habe ich das Weckproblem nicht mehr, aber meine innere Uhr reagiert noch immer in der antrainierten Form.
Gestern las ich in einer Zeitung von einem Mitbuerger, der nur mit 50 Sachen in einem gemieteten Zimmer lebt, wo das einzige Ausstattungsstueck eine Haengematte ist. Er isst in einem Restaurant, um nicht kochen zu muessen und kauft nur das was er wirklich braucht, das macht ihn gluecklich und so kann er, nach seinen Worten , auch mit einer kleinen Rente leben. Die einen werden sagen er ist ein Geizhals, die anderen ihn eine Minimalisten nennen, wie auch immer, Beschraenkung auf das wirklich notwendige im Leben, als Geiz zu bezeichnen scheint mir nicht gerecht, vielmehr der Ausdruck einer gesunden Lebensweise, die im Gegensatz zu unserem allgemein ueblichen Konsumverhalten steht.
Wieviele Sachen kaufen wir, nur um sie zu besitzen, aber nicht verwenden, jeder der sich das fragt wird schnell auf eine stattliche Anzahl verweisen koennen und wieviel Geld geben wir dafuer in unserem Leben aus?
Die Konsumgesellschaft treibt uns vorwaerts und irgendwann kommt der Zeitpunkt wo man sich derartigen Fragen stellt, vielleicht nicht, weil man es sich nicht mehr leisten kann, einfach deshalb, weil man an Uebersaetigungserscheinungen leidet, ich kann das verstehen, weil die Erkenntnis, dass Glueck und Zufriedenheit nichts mit Besitz zu tun hat, vielmehr ist es geistiges Gut, das einem vollkommenen Wechsel des Lebensstiel bewirken kann. Ich bin nicht einer von den Zeitgenossen, die wenn der Nachbar ein neues Auto hat, den Drang verspuehre es ihm gleich zu tun, ich kann es ertragen und wenn er dann einmal in der Woche die Garagentuer oeffnet um es zu entstauben, so laechle ich darueber und denke daran was ihn das Auto jeden Tag kostet, ohne das er es einen Meter bewegt und wieviel einer arbeiten muss um dieses Geld zu verdienen, wie in vielen Faellen hat er es vielleich noch mit einem Kredit finanziert, der das ganze noch viel unrentabler macht.
Der Mann in seinem Zimmer mir der Haengematte hat keine Schulden, er ist ein freier Mann im wahrsten Sinne des Wortes, ich sympatisiere mit Ihm, weil ich das alles selbst erlebt habe und jeden Tag erlebe.
Das alles wurde mir schon frueher bewusst als selbst das wenige was ich mir selbst unter grossen Muehen aufgebaut hatte in den Flammen einer aermlichen Huette verbrannte und ich nur mit einigen wenigen Kleidungsstuecken den Flammen entkam.
Ostrowsky laesst seine Hauptfigur in seinem Roman „Wie der Stahl gehaertet wurde“ sagen: “ Das Wertvollste was der Mensch besitzt ist das Leben und es wird ihm nur ein einziges mal gegeben…“ und er hat ja so recht.
Mit diesem Gedanken habe ich den Verlust verschmerzt und auch damit, dass ich mir gesagt habe dass vieles von dem was ich besass eigentlich laengst auf den Muellhaufen gehoerte und mir damit ein normale Entsorgung erspart blieb, man nennt das positives Denken.
So beschraenke ich mich heute beim Neukauf auf das, was ich wirklich taeglich verwende, auf ein gutes Essen und auf die hier notwendige Kleidung, die auf Grund des Klimas keinen grossen Umfang annimmt und auf Fernsehen, wobei das Fernsehen mehr die Domaene meiner Frau ist und auf meine Computeranlage, die ich aus vielen Gruenden nicht missen moechte.
Glauben Sie es mir oder nicht, ich bin gluecklich und wenn ich den Drang verspuehre, dann setze ich mich in den Autobus fahre in die Hauptstadt und setze mich in ein gutes Restaurant um die gute mexikanische Kueche zu geniessen. Freiheit ist das hoechst gut, man muss sie geniessen. quelle/originalbeitrag