Wie gleichgültig sind wir gegenüber der Plastikgefahr?
Immer wieder schockieren uns Bilder von toten Fischen und Seevögeln, die in den Weltmeeren schwimmenden Kunststoff mit Nahrung verwechselt haben. Auf die vielfältigen Gefahren, die von Plastikverpackungen und -flaschen ausgehen, wies der österreichische Filmemacher Werner Boote bereits in seinem 2009 gedrehten Dokumentarfilm “Plastic Planet – Wir Kinder des Plastikzeitalters” hin.
Typisch waren die nichtssagenden Antworten des Präsidenten von “Plastic Europa” – dabei hatte der erste Mann der Dachorganisation der europäischen Kunststofferzeuger den Regisseur geschlagene 18 Monate auf ein Interview warten lassen. Die Ironie an der Geschichte: Bootes Großvater war in den 1960er-Jahren eine Führungskraft in den deutschen “Interplastik”-Werken. Der Enkel sorgte mit seinem mehrfach preisgekrönten Film dafür, das öffentliche Bewusstsein für die Brisanz der Plastiküberflutung unserer Erde zu schärfen.
Auch wir Menschen vergiften uns mit Plastik
New York verbietet künftig Peeling-Produkte mit Microperlen aus Plastik. Ein kleiner Schritt, aber immerhin eine Maßnahme. Durch die Luft und über die Haut gelangt mehr und mehr Plastik in den menschlichen Körper, belegen Studien. Am meisten Gift nehmen wir über die Nahrung auf, und Wissenschaftler führen Krebs, Adipositas und Unfruchtbarkeit auch darauf zurück. Rund 80 Prozent aller Lebensmittel, die in unseren Supermärkten verkauft werden, kommen in irgendeiner Form mit Plastik in Berührung: Wir leben seit gut 60 Jahren auf dem “Plastic Planet”, denn sogar Salat wird “hygienisch” in Plastik gewickelt und Käse in beschichtetem Papier über den Tresen gereicht.
Kunststoffe werden von der Industrie für Joghurtbecher und PET-Flaschen sehr geschätzt. Denn das leichte und stabile Material lässt sich vielfältig einsetzen und bereits bei niedriger Temperatur formen. Verpackungen aus Plastik können sehr preiswert hergestellt werden. Die weltweite Produktion beläuft sich auf 280 Millionen Tonnen Plastik, 19,5 Millionen sind es allein hierzulande. Die Müllberge wachsen, und in den Meeren schwimmt zehnmal soviel Plastik als Plankton. In unseren Blutbahnen und in unserem Urin ist ebenfalls Plastik unterwegs. Angeblich sind mehr als 90 Prozent der Bevölkerung in den Industriestaaten inzwischen mit BPA (Bisphenol A) belastet. Das synthetische Hormon BPA gilt deshalb als besonders gefährlich, weil es eine östrogene Wirkung besitzt, die zu Fettleibigkeit, Herz-Kreislauf- Beschwerden und Diabetes führen kann.
Für die Herstellung von Hartplastik ist BPA unverzichtbar. Es kommt als weltweit meistproduzierte Chemikalie in vielen Produkten vor, die wir im Alltag benutzen: CDs, Konservendosen, Armaturen, Spielzeug und selbst das Thermopapier, das für Kassenbons und Tickets benutzt wird.
Da BPA sehr gut fettlöslich ist, gelangt es über die Nahrung in unseren Körper, wird aber auch über die Haut, die Atmung oder die Mundschleimhaut aufgenommen. Denn BPA steckt ebenfalls in vielen Kosmetika und Körperpflegemitteln.
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