landwirtschaft: subventionen für grossbetriebe

schweinemast«Es wird ungemütlicher. Einzelne Existenzen sind dadurch gefährdet», sagt Reinhard Jung, Sprecher des Bauernbunds Brandenburg, der vor allem Kleinstbetriebe vertritt. Er kritisiert vor allem, dass die Monokulturen das Gesicht Ostdeutschlands verändern: «Plötzlich ist der Boden Renditeobjekt, und der landwirtschaftliche Raum hat nichts davon. Wir bekommen amerikanische Verhältnisse, riesige Felder, und die Dörfer veröden. Wir wollen aber lebendige Dörfer.» Für diese Entwicklung macht er die Politik nach dem Zusammenbruch der DDR mitverantwortlich. Er ärgert sich bis heute darüber, dass sich nach der Wende niemand dafür interessierte, bäuerliche Familienbetriebe zu fördern: «Denjenigen, die sich selbstständig machen wollten, fehlten die notwendigen Seilschaften, und die Politik bremste sie systematisch aus.» Auch die LPG-Nachfolgebetriebe seien finanzschwach gewesen und schon darum überaus geeignete Anlageobjekte für Grossbetriebe.

Reinhard Jung bewirtschaftet einen Hof mit dreissig Hektaren Land in der Prignitz in Brandenburg. Der gebürtige Hamburger redet wie ein Wasserfall. Und muss selbst lachen, als er das Bild vom Landwirt aus Leidenschaft entwirft. Doch es ist ihm ernst. Sein Verband würde gerne mehr bäuerliche Familienbetriebe etablieren: «Grossbetriebe sind uns in vielen Bereichen überlegen. Nur durch unser Engagement stehen wir gut da. Deshalb ist unsere Wertschöpfung pro Hektare auch höher als die der industriellen Agrarwirtschaft.»

Die Subventionspolitik der EU stützt jedoch bislang die Geschäfte der Grossen. Das belegen Zahlen des Bundes für Umwelt und Naturschutz für das Jahr 2012. In seinem Bericht zu Agrarsubventionen heisst es: «44 Prozent der Bauern in Deutschland bekommen nicht einmal 5000 Euro pro Jahr. Die grössten Agrargüter in Deutschland erhalten dagegen ein Drittel der gesamten Direktzahlungen, obwohl sie lediglich zwei Prozent der Betriebe ausmachen.»

Das wird sich auch nach der Konferenz der AgrarministerInnen der Bundesländer vom November 2013 nicht nennenswert ändern. Die Förderung der kleinen und mittleren Betriebe bleibt minimal. Ausserdem verweigern es der Deutsche Bauernverband und die ehemalige Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner weiterhin, die Zahlungen auf 300 000 Euro pro Betrieb zu beschränken. Solange sie diese Kappung ablehnen, stärken sie den Grossbetrieben weiter den Rücken und verhindern einen Strukturwandel zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft.
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