Das Spiel mit dem Risiko. Was bedeutet die Katastrophe von Fukushima heute und in Zukunft? Wie hoch sind die Risiken von KKW’s? Das ZDF (Harald Lesch) zeigt, was man in der Forschung von einer strahlenden Zukunft weiß.
Immer neue Horrormeldungen von den Unglücksreaktoren dringen an die Öffentlichkeit. Welche Auswirkungen hat eigentlich radioaktives Wasser, das ins Meer geleitet wird, auf die Meeresbewohner? Wie gehen die Betreiber von Kernkraftwerken mit den Risiken um, und wie wird eigentlich radioaktiver Müll gelagert? Harald Lesch zeigt in dieser Folge von Leschs Kosmos, was man in der Forschung von einer strahlenden Zukunft weiß.
Tickende Zeitbomben in den Weltmeeren
Weltweit versenkten seit den 1940er Jahren die Atomnationen über 140.000 Fässer mit radioaktivem Müll im Meer – darunter sogar hochradioaktiver Müll. Was im Meer abgeladen wurde, sollte für immer verborgen und vergessen sein. Der Umwelt schade das nicht, im Wasser werde alles extrem verdünnt, so die Vorstellung. Erst 1993 wurde diese Art von Müllentsorgung radioaktiver Abfälle verboten. Doch das Meer vergisst nichts. Nach und nach verrotten die Fässer unkontrolliert und werden so zu tickenden Zeitbomben. Doch wie verteilt sich die radioaktive Flut in den Weltmeeren? Welche Auswirkungen hat sie auf die Meeresbewohner, und was weiß man von den Langzeitfolgen?
Wo liegen die Grenzwerte?
Radioaktive Strahlung bleibt nicht ohne Wirkung. Kritisch wird es, wenn radioaktive Substanzen in den Körper gelangen, etwa mit der Nahrung. Bei dem Unfall in Fukushima wurde überwiegend Cäsium freigesetzt. Gelangt in einem Krisenfall Radioaktivität in unsere Nahrung, bestimmen Behörden der EU Grenzwerte. Zweimal ist das bisher geschehen. Seit 2011 gilt für Lebensmittel, die durch Fukushima belastet sind, ein Grenzwert von 100 Bq/kg. Für Nahrung, die durch Folgen von Tschernobyl kontaminiert ist, gilt dagegen noch heute ein Grenzwert von 600Bq/kg. Doch warum gibt es unterschiedliche Grenzwerte?
Lebensmittel aus der Pazifikregion spielen bei uns eine untergeordnete Rolle. Niemand muss bei uns hungern, wenn weniger Nahrungsmittel von dort importiert werden. Ein strenger Grenzwert bleibt ohne einschneidende Konsequenzen. Nach der Katastrophe von Tschernobyl war das anders. Europaweit gab es kaum Lebensmittel, die nicht kontaminiert waren. Um eine ausreichende Versorgung sicherzustellen und die ökonomischen Folgen für die Erzeuger im Rahmen zu halten, wurde der Grenzwert bei 600Bq/kg angesetzt. Heute sind unsere landwirtschaftlichen Erzeugnisse durch die 1986 frei gewordenen radioaktiven Stoffe nicht mehr kontaminiert, die Versorgung der Bevölkerung nicht mehr in Gefahr. Der höhere Grenzwert gilt trotzdem auch heute noch – nicht ohne Grund.
Vom Hirschtrüffel zur Cäsiumbombe
In den Wäldern Süddeutschlands, ist in den tiefer liegenden Erdschichten noch immer Cäsium aus dem Reaktor von Tschernobyl vorhanden. Der Hirschtrüffel zieht seine Nährstoffe aus diesen tiefen Schichten – die Pilze werden zu wahren Cäsiumbomben. Wildschweine fressen die Trüffel. Das Fleisch erlegter Tiere überprüfen die Behörden daher noch immer auf seine radioaktive Belastung. Jedes Tier, das 600Bq/kg überschreitet, wird als Sondermüll vernichtet. Der Jäger bekommt den Gegenwert des Tieres vom Staat erstattet. Das kostet den Staat jährlich mehrere Millionen Euro. Bei einem niedrigeren Grenzwert würden die Entschädigungszahlungen entsprechend steigen.
Ohne Netz und doppelten Boden
Wie sicher sind Kernkraftwerke, wie sicher kann man sie überhaupt bauen? Welches „Restrisiko“ ist tragbar? Das Kernkraftwerk von Fukushima galt als erdbebensicher. Auch sollten hohe Mauern es vor Tsunamis schützen. Doch mit einem so starken Erdbeben und einem Tsunami von über zehn Metern hatte keiner gerechnet.
Nach der Katastrophe von Fukushima empfahl die Europäische Union, die Kernkraftwerke der Mitgliedsstaaten einem „Stresstest“ zu unterziehen. Das Ergebnis war niederschmetternd: Sicherheitsmängel und Defekte waren bei fast allen Kernkraftwerken zu beanstanden. Dabei war der zunehmende Terrorismus als Risikofaktor noch gar nicht einbezogen worden. Szenarien, in denen ein voll betanktes Passagierflugzeug absichtlich zum Absturz gebracht wird – welches Atomkraftwerk kann einem solchen Angriff standhalten?
Wohin mit dem Abfall?
Weder in Japan, Großbritannien noch sonst wo auf der Welt ist die Endlagerfrage auch nur ansatzweise geklärt. Wächst uns dieses Problem weltweit langsam über den Kopf? Bis heute hat man in den Weiten Amerikas kein geeignetes Areal für ein Endlager gefunden. Dabei setzen die Vereinigten Staaten weiter auf Atomenergie. Sie haben über 100 Kernkraftwerke am Netz. Jedes Jahr fällt viel hochradioaktiver Abfall durch die verbrauchten Brennstäbe an. Die kommen ins Abklingbecken und bleiben bis auf Weiteres darin stehen. Nur etwa 30 Prozent werden in Behälter umgeladen, die dann unter freiem Himmel auf einer Art bewachtem Parkplatz lagern.
In Frankreich transportiert man die abgebrannten Brennstäbe nach La Hague zur Wiederaufarbeitung. Danach werden radioaktive Abfälle – offiziell als „radioaktives Material“ bezeichnet – nach Sibirien verfrachtet. Bei der Stadt Sewersk dient eine alte Atomanlage als Halde für radioaktiven Müll. Satellitenbilder – aufgenommen im Abstand von wenigen Jahren – belegen, dass das Gelände noch immer als Lagerstätte genutzt wird und jährlich über 100 Fässer hinzukommen.
Wohin wandet der deutsche Müll?
Bis 2005 schickte auch Deutschland seine abgebrannten Brennstäbe ins Ausland – nach La Hague oder Sellafield zur Wiederaufarbeitung. Von dort kam und kommt der hochradioaktive Abfall wieder zurück. In Gorleben wurden bisher 113 solcher Behälter zwischengelagert. Insgesamt werden noch 26 Behälter aus dem Ausland erwartet. Wo diese nun gelagert werden sollen, ist unklar. Seit 2005 sind Transporte abgebrannter Brennstäbe ins Ausland verboten. Die Brennelemente kommen seither in spezielle Behälter, die in Hallen direkt neben den Kernkraftwerken zwischengelagert werden. Hier sammelt sich der radioaktive Abfall stetig weiter an. Bis 2022 sollen alle Kernkraftwerke abgeschaltet sein. Bis dahin kommen also noch große Mengen an hochradioaktiven Brennelementen in Castor-Behältern hinzu – insgesamt etwa weitere 1.100. Über Tage will man das radioaktive Material auf lange Sicht nicht belassen.
Für eine sichere Verwahrung über Hunderttausende von Jahren sollen bestimmte Gebiete in Deutschland mit Salz, Ton oder kristallinem Gestein, wie zum Beispiel Graphit, infrage kommen. Doch kein Bundesland möchte ein Endlager innerhalb seiner Grenzen haben. Der Streit wird weitergehen. Nur eines ist klar: Die Entscheidung über ein Endlager – oder mehrere – muss in naher Zukunft fallen. zdf.de
Die Gier nach Geld ist groesser als der Hausverstand. Wenn die Verantwortlichen so weiter machen, bringen sie uns alle um. Es ist nur eine Frage der Zeit bis der naechste Krebsmeiler explodiert.
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Und es macht traurig und wütend, wenn ich lese, dass es nicht ausgeschlossen ist, dass die Schweiz wieder ein Atomkraftwerk baut. Werden wir denn durch Katastrophen nicht wenigstens ein bisschen Intelligenter?
nicht ausgeschlossen dass die schweiz wieder ein akw baut
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