gestern abend sah ich auf 3sat die investigative dokumentation „schmutzige schokolade II“ und ich habe keine ahnung warum die schokoladenindustrie sich überhaupt noch die mühe macht ihr schmutziges kakao-geschäft mit den schoko-sklaven zu vertuschen. sie betrügen, täuschen mit ihren „siegeln“ und „labels“ und verarschen damit die leichtgläubigen verbraucher, obwohl die überwiegende mehrheit der schokolade-konsumenten sich einen dreck schert, woher die billige, aber schmutzige schokolade kommt und es interessiert die gleichgültigen schokolade-geniesser überhaupt nicht unter welchen bedingungen die kakaobohnen geerntet werden. ich kann seit über 10 jahren keine schokolade mehr essen, sie würde mir im halse stecken bleiben oder zu anwiderndem brechreiz führen.
dass all diese „siegel“ und „labels“ bei weitem nicht halten was sie versprechen, könnt ihr der 3sat-dokumentation entnehmen. interessant ist auch der kommentar des nestlè-sprechers: „es ist gut, dass die verbraucher über diese misstände informiert werden.“
das problem wird also (richtigerweise) auf die verbraucher geschoben. wenn diese misstände dem verbraucher egal sind, so wird sich auch die schokoladen-industrie nicht darum kümmern. ein schokoladen-boykott könnte wunder bewirken.
Schmutzige Schokolade II
Wer denkt beim lustvollen Biss in einen Schokoriegel an dessen Herstellung? Sie sollten dieses aber: Der in Schokolade enthaltene Kakao wurde vielleicht von kleinen Kindern geerntet, die unter sklavenähnlichen Bedingungen fern von ihren Eltern für unseren preiswerten Genuss schuften müssen.
Kindersklaverei an der Elfenbeinküste
Schokolade und Kakao sind Genuss: Weihnachtsmänner aus Schokolade, Schokoriegel und Überzug über Lebkuchen, fast 12 Kilo Schokolade isst ein Schweizer oder ein Deutscher im Durchschnitt im Jahr. Kakao ist billig und die Schokolade ebenso. Doch wer bezahlt den Preis für den dauerhaft billigen Rohstoff Kakao? Es sind die Kinder in den Herstellungsländern in Afrika. 70 Prozent der Kakaos kommen aus Westafrika, aus Ghana, der Elfenbeinküste und einigen anderen Staaten. Kindersklaverei ist auf den Kakaoplantagen an der Elfenbeinküste keine Seltenheit. Das hat vor drei Jahren der Journalist und Filmemacher Miki Mistrati in seiner ersten Dokumentation zum Thema aufgedeckt.
Der Journalist Mistrati reiste damals nach Afrika und beobachtete wie Kinder über mehrere 100 Kilometer in die Gebiete des Kakaoanbaus verschleppt wurden und dort Schwerstarbeit auf den Plantagen verrichten mussten. Seitdem bekannt wurde, dass Kindersklaverei zum Alltag auf den Kakaoplantagen an der Elfenbeinküste gehört, kämpfen die großen Schokoladenhersteller wie Nestle, Mars oder Cargill um das Vertrauen der Verbraucher: Sie versprechen Schulen, medizinische Versorgung, Bildungsprogramme. So soll das Leben der Kinder und der Bauern vor Ort erträglicher werden, damit wir in Deutschland Schokolade wieder ohne schlechtes Gewissen genießen können.
Der Dokumentarfilmer Miki Mistrati wollte all diese versprochenen Hilfsprojekte der Schokoladenindustrie an der Elfenbeinküste besuchen und sich ein eigenes Bild machen. Doch er durfte nicht einreisen. Die Botschaft der Elfenbeinküste erteilt Visa für Reporter nur, wenn eine Einladung der Schokoladenindustrie vorliegt. Doch alle Schokoladenfirmen und Verbände verweigerten diese Einladung.
Einer Branche auf die Finger schauen
Warum durfte Miki Mistrati diese Projekte nicht besuchen? Warum nicht selber sehen, was angeblich Gutes getan wurde? Es gelang einem anderen Fernsehteam, an die Elfenbeinküste zu reisen. Die investigative Dokumentation „Schmutzige Schokolade II“ schaut einer Branche auf die Finger, die seit Jahrzehnten weiß, dass sie ein großes Imageproblem hat. Missbräuchliche Kinderarbeit sei unter keinen Umständen akzeptabel, so immer wieder ihr Versprechen an die Verbraucher. Die Firmen verweisen auf ihre Zusammenarbeit mit Zertifizierern wie Rainforest Alliance und UTZ, deren Gütesiegel auf den Schokoprodukten dem Verbraucher mehr Sicherheit geben soll, Produkte aus Kinderarbeit zu vermeiden. Wie es aber tatsächlich vor Ort aussieht, das zeigt Miki Mistrati in der Dokumentation „Schmutzige Schokolade II“. Er konfrontiert Hersteller und Zertifizierer mit schockierenden Bildern.
Was kann ich tun? Entscheidung leicht gemacht?
Einkaufen wird immer komplizierter – in welchem Produkt stecken welche Zutaten, die unter welchen Bedingungen hergestellt wurden: die Frage ist für den Kunden nicht zu beantworten. Deshalb wurden Siegel (Labels) entwickelt, die für soziale und teilweise auch ökologische Mindeststandards stehen. Die Einhaltung der Standards wird, nach Angaben der Organisationen die sie vergeben, überwacht.
„Fairtrade“ ist eines der bekanntesten Siegel: Im Jahr 2012 lag der Umsatz in Deutschland mit Fairtrade-Produkten bei rund 533 Millionen Euro. „Fairtrade“ will durch etwas höhere Preise für die Rohstoffe die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Bauern verbessern.
„GEPA – The Fair Trade Company“ ist ein großer Importeur fair gehandelter Lebensmittel aus den südlichen Ländern. Es ist ein Siegel mit hohen Anforderungen für die Hersteller.
„UTZ Certified“ garantiert nach eigenen Angaben: nachhaltigen Landbau und bessere wirtschaftliche Bedingungen für die Bauern. Das UTZ-Programm ermöglicht den Bauern, bessere Anbaumethoden zu erlernen, ihre Arbeitsbedingungen zu optimieren und besser für ihre Kinder und die Umwelt zu sorgen.
„Rainfest Allianceor“ verspricht nachhaltige Anbaumethoden. Dabei geht es neben besseren Arbeitsweisen und mehr Arbeitssicherheit auch um Umweltschutz, soziale Gleichstellung und bessere ökonomische Bedingungen für die Bauern.
Die Organisation „Sourcetrust“ in Ghana überwacht zum Beispiel für die Schweizer Schokoladenhersteller Lindt & Sprüngli. Der Kakao von Sourcetrust lässt sich bis ins einzelne Dorf zurückverfolgen.
„Flo-Cert“ ist eine unabhängige Organisation in Deutschland, die für Fairtrade-Farmen inspiziert und zertifiziert. Flo-Cert leistet Gewähr dafür, dass Hersteller und Händler internationale Standards des fairen Handels einhalten. Quelle: 3sat.de
schokoladen boykott – gegen kinderarbeit
weihnachtsmänner demonstrieren für bessere arbeitsbedingungen von kakaobauern
die Doku Schmutzige Schokolade Teil 1 habe ich damals, vor Jahren, gesehen und war erschüttert. Auf Schokolade kann ich leider nicht verzichten, aber ich kaufe normalerweise die 2 € teure aus dem Bioladen und hoffe, dass ich mich auf die Fair Trade Versprechen verlassen kann. Schokolade ist ein Genussmittel, darf deswegen auch teurer sein.
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