Sie fliegen nicht. Sie kaufen selten neue Hosen und Kleider. Sie tragen lieber dicke Pullover, als die Heizung voll aufzudrehen. Drei Studenten erzählen, wie sie ihr Leben downgegradet haben und auf Luxus verzichten, um die Welt zu retten.
Wer am Ende des Wintersemesters zu Wendelin Sandkühler in die WG kam und sein Zimmer betrat, sah einen jungen Mann mit dunkelblonden Haaren und Wollpulli am Schreibtisch sitzen, die Beine in einem Schlafsack. Wendelin lernte für die anstehenden VWL-Klausuren. Zehn Stunden am Tag saß er so da, in langen Unterhosen, zwei dicken Hosen und Wollsocken. „Ich wollte wissen, ob man überhaupt heizen muss“, sagt Wendelin heute. Heute weiß er: Muss man nicht, es genügt, warm angezogen zu sein.
Wendelin, 25, wird unter den Kölner VWL-Studenten der „Quoten-Öko“ genannt. Er duscht ausschließlich kalt, das Notebook teilt er sich mit einem Mitbewohner, im Bioladen kauft er Fairtrade-Schokolade und Soja-Sahne. Und er geht containern, das heißt, er sucht unter anderem in den Mülleimern von Supermärkten nach Lebensmitteln, die noch essbar sind. Zwischen 40 und 80 Euro gibt Wendelin pro Monat für Lebensmittel aus, nur knapp halb so viel wie der deutsche Durchschnittsstudent.
Die WG von Wendelin liegt am Stadtrand von Köln, dort, wo die Häuser nur noch einstöckig sind. Auf dem Klo hängt eine Infografik über „heimliche Stromfresser“, im Kühlschrank gibt es das Fach „Muss schnell weg“. „Wenn jemand seine Nudeln vom Vortag in den Küchenabfall schmeißt, hole ich die raus und esse sie“, sagt Wendelin.
Nur die wenigsten wühlen im Abfall, aber ökologisch bewusster leben wollen viele Studenten. Studien zeigen, dass so viele 16- bis 27-Jährige wie noch nie bereit sind, Geld für Bio-Lebensmittel auszugeben. 2007 waren es rund zwei Drittel, 2011 schon drei Viertel. Immer mehr verzichten aufs Auto, sparen bewusst Energie und stellen sich eine wichtige Frage: Was brauche ich wirklich?
Macht Verzicht glücklich? weiterlesen spiegel.de
Es geht, sich selber downgraden bzw. sich zurücknehmen vom bestehenden Wohlstand, will aber gelernt sein. Ein eigener Unterrichtsgegenstand in allen Klassen der Schule wäre sinnvoll…
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